Heute wird gesammelt - das Rügen-Quartett
- Nicola Christiansen
- 13. März 2022
- 2 Min. Lesezeit
Das Rügen-Quartett besteht aus Bernstein, Donnerkeil, Hühnergott und ein weiteres Ostsee-Fossil.
Der Bernstein – Versteinertes Baumharz findet sich besonders gut, wenn es kühler wird, nach Stürmen oder zumindest einem ordentlichen Ostwind. Die erfolgversprechendsten Suchgebiete sind die Ostsee-Strände zwischen Glowe und Breege (die Schaabe) und zwischen Göhren und Sellin.
Bernstein erkennt man, dass er im Vergleich zu echten Steinen sehr leicht ist und in der Sonne glänzt. Roh-Bernstein sieht häufig bräunlich bis honiggelb aus, manchmal schimmert er auch weißlich, hellgelb oder rötlich. Wer nicht sicher ist, ob es sich bei einem Fund um Bernstein handelt, kann damit leicht gegen einen Zahn klopfen. Ein weicher Ton deutet auf Bernstein hin - die ähnlich aussehenden gelben Feuersteine klingen wesentlich härter. Auch mit stark salzhaltigem Wasser lässt sich die Echtheit prüfen: Bernstein schwimmt oben.
Bernstein kann direkt am Strand an der Wasserlinie aufgesammelt werden, besser dran ist, wer mit einem Kescher etwas ins Meer geht oder auch bei Dunkelheit mit einer UV-Lampe sucht. Bernstein ist organisch und leuchtet deshalb im Dunkeln.

Der Donnerkeil – wissenschaftlich Belemniten genannt – ist das Fossil, das sich am häufigsten an Küsten und in Kiesgruben finden lässt. Auf Rügen sind die besten Orte für die Suche nach ihnen die Steilküste zwischen Sassnitz und dem Königsstuhl.
Was aber sind Donnerkeile? Nach alten Überlieferungen sollen sie immer dann entstanden sein, wenn Thor, der germanische Gott des Donners, seine Blitze auf die Erde schleuderte. Um die eigene Behausung vor Thors Blitzen zu schützen, war es – so glaubten die Menschen damals – sinnvoll, diese angeblich zu Stein gewordenen Blitze zu sammeln und im und am Haus aufzubewahren.
Tatsächlich handelt es sich bei Donnerkeilen um ein versteinertes Skelett-Teil (Rostrum) einer vor rund 65 Millionen Jahren – zeitgleich mit den Dinosauriern – ausgestorbenen Tintenfischart.

Der Hühnergott – Es handelt sich bei Hühnergöttern um Feuersteinknollen, in denen sich mit Kreide, Kleinst-Kristallen oder fossilen Einschlüssen gefüllte Hohlräume befinden. Diese Einlagerungen werden durch die Brandung und mannigfache Witterungsprozesse ausgewaschen – es bildet sich im Laufe der Zeit ein durchgehendes Loch mit einem durchschnittlichen Durchmesser von 5-8 Millimetern.

Hühnergötter sind beliebte Fundstücke an Rügens Küsten. Denn zum einen sehen sie gut aus, zum anderen macht ein gehöriges Maß an Mystik diese Lochsteine begehrenswert. Sie sollen Schutz bieten vor Unheil aller Art, möchten darüber hinaus böse Geister fernhalten und überhaupt Glück und Gesundheit denen bescheren, die ihr Heim und die Stallungen mit diesen Steinen ausstatten. Insbesondere soll das Federvieh vor Donner und Blitzschlag geschützt sein. Hängt man Hühnergötter in den Stall oder legt sie gar in die Nester, soll dies die Legetätigkeit positiv beeinflussen. Gut möglich, dass sich aus diesem Brauch heraus der Name entwickelt hat.
Die größten Chancen, auf Rügen Hühnergötter zu finden, hat der aufmerksame Strandwanderer unterhalb der Kreidefelsen im Nationalpark Jasmund und am Kap Arkona.
Fossilien wie Schwämme oder Seeigel findet man besten an den Steilküsten also zwischen Sassnitz und Lohme aber auch zwischen Sassnitz und Mukran oder zwischen Glowe und Lohme. Je abgelegener ein Gebiet, desto größer ist auch die Chance, einen besonderen Fund zu landen.

War das Fossiliensuchen am heutigen Tag nicht so erfolgreich, bleibt immer noch ein Besuch im Kreidemuseum in Gummanz.
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